Mit dem Ende des 1. Weltkriegs setzte ein großer Wandel auf den Brijuni-Inseln ein. Obwohl die Inselgruppe im Besitz der Familie Kupelwieser verblieben war, fielen die Brijuni durch den Rapallo-Vertrag von 1920 unter italienische Herrschaft. Der Ferien- und Kurort für Familien, bis dahin überwiegend von Gästen aus Österreich-Ungarn zu Erholungszwecken besucht, wurde zur Insel der Jugend, des Sports und der Unterhaltung. Karl Kupelwieser, der ältere Sohn des Besitzers der Brijuni-Inseln, nahm die Verwaltungsaufgaben des gesamten Betriebs wahr. Er setzte alle seine Hoffnungen, dass die Wirtschaft auf den Brijuni wieder auflebt, in diese Form des touristischen Angebots. Seine Investitionen richtete er auf die Entwicklung sportlicher Aktivitäten aus. In der Absicht, neue Kundschaft anzulocken, begann er bereits in den frühen 1920-er Jahren mit der Einrichtung eines Golfplatzes. Nach Meinung von Dr. Lenz traf dieser ‘gesunde und aristokratische’ Sport auf großen Anklang. Der Golfplatz wurde auf einem äußerst attraktiven Gelände eingerichtet, wo das Golfen das ganze Jahr über möglich war – die Oberfläche des Grüns bestand nicht aus Gras, sondern aus Sand. So gewannen die Brijuni unter Briten und Amerikanern schnell an Beliebtheit. Der neue Eigentümer richtete ein Büro in London ein, und das Hotel St. Moritz in New York wurde zum ständigen Treffpunkt der Brijuni-Golfer in den USA. Auf der Insel fanden jährlich bis zu einhundert Treffen statt, jedes davon mit etwa zwanzig Teilnehmern (wie beispielsweise im Jahr 1932). Auch den Kindern auf Brijuni bot sich die Gelegenheit, Geld zu verdienen – sie trugen Schläger und sammelten Bälle auf.
Der Golfplatz Brijuni war bereits Ende des Jahres 1922 fertiggestellt. Das erste Turnier wurde am 21. März 1923 abgehalten, wie Berichte der damaligen Puler Tageszeitung belegen. Das Gelände galt als eines der größten in Europa. Neueren Erkenntnissen zufolge geht man davon aus, dass der Golfplatz Brijuni das erste Golf Resort der Welt war. Das damalige Gelände war auf jeden Fall spezifisch, nicht nur vom Klima und der Lage her (mediterrane Destination in ‘Mitteleuropa’), sondern auch hinsichtlich seines Renommees. Denn, obgleich auf diesem Golfplatz keine Europameisterschaften veranstaltet wurden, gewinnt man beim Lesen der Zeitungen und Zeitschriften jener Tage den Eindruck, dass das Gelände unverkennbar war und sehr geschätzt wurde, unter Meistern des Golfspiels ebenso wie unter Mitgliedern der High Society. Der Golfplatz wurde nicht nur von Spitzengolfern gerne besucht, sondern auch von der europäischen Aristokratie, von den namhaftesten Industriellen und von Künstlern. Damals wurden auf dem Golfplatz Brijuni bis zu 50 Turniere im Jahr abgehalten. Den Abschluss machten ein Neujahrsball und ein festliches Dinner mit Siegerehrung.
Der Golfplatz wurde im Zeitraum von 1923 bis 1939 viermal umgestaltet. Die größten Änderungen des Layouts (der Anordnung der Löcher) wurden in der Rekonstruktion von 1933 bemerkt. Diese umfassendsten Änderungen wurden 1932/33 von den englischen und amerikanischen Golfarchitekten Tom Simpson (1877 — 1964) und Georg C. Thomas (1873 — 1932) vorgenommen. So können wir sagen, dass gerade diese Umgestaltungen unter der Leitung der Koryphäen des ‘Goldenen Zeitalters’ der Golfplatzarchitektur in der gesamten Geschichte des Golfplatzes Brijuni von größter Bedeutung waren.
Die erste Phase der Rekonstruktion des alten Golfplatzes wurde im Jahr 1991 umgesetzt, als eine Gruppe von Studenten der Zagreber Fakultät für Kinesiologie in Zusammenarbeit mit fachkundigen Mitarbeitern des Nationalparks Brijuni neun Löcher des alten Golfplatzes erneuerte. Dies brachte das Golfspiel zurück auf die Insel, nach fast 50 Jahren. Seitdem ist der Golfplatz Brijuni bis zum heutigen Tag ein Magnet für eine immer größere Zahl von Freunden dieses Sports. Jährlich werden bis zu etwa zehn Turniere organisiert. Da von Jahr zu Jahr immer mehr Golfer aus dem In- und Ausland registriert werden, wurden im Jahr 2007 alle 18 Löcher sowie das Klubhaus rekonstruiert.
Quelle: Damir Ritoša: ‘Golf auf den Brijuni Inseln’, eigene Ausgabe, Pula, 2003